Der Gewerkschaftsbund der Textilarbeiter*innen (Garment Workers‘ Trade Union Centre, kurz: GWTUC) vertritt die Interessen von mehr als fünf Millionen Textilarbeiter*innen in Bangladesch, einem der weltweit wichtigsten Lieferanten von Bekleidung.
Sie haben alle an der Branche beteiligten nationalen und internationalen Akteur*innen sowie die Regierung aufgefordert, die Forderungen der Bewegung nach einem monatlichen Mindestlohn von 25.000 BDT (ca. 205 EUR) zu berücksichtigen. Dieser Lohn stagniert seit fünf Jahren bei nur 8.000 BDT (ca. 65 EUR).
Der GWTUC ruft Arbeiter*innen und Unterdrückte weltweit auf, die Bewegung zur Lohnerhöhung für die Arbeiter*innen in Bangladesch zu unterstützen und sich gegen die unterdrückerischen Fabrikbesitzer*innen und ihre Regierung zu vereinen. Bei friedlichen Arbeiter*innendemonstrationen griff die Regierung zu Gewalt. Obwohl Bangladesch der wichtigste Bekleidungslieferant der Welt ist, erhalten die Beschäftigten in der Bekleidungsindustrie die weltweit niedrigsten Löhne. Ausländische Käufer*innen und multinationale Unternehmen in dieser Lieferkette sollten zur Rechenschaft gezogen werden. Gleichzeitig fordert der GWTUC die autokratische Regierung von Bangladesch auf, die Menschenrechtsverletzungen, die Überwachung von Mobiltelefonen und sozialen Medien, die Tötung von unbewaffneten Zivilist*innen und die falschen Prozesse gegen Gewerkschaftsführer*innen zu beenden. Die Welt ist aufgefordert, die Stimme gegen diese Ungerechtigkeiten zu erheben, und GWTUC vertritt diese Perspektive.
Die derzeitigen Löhne machen es den Arbeiter*innen fast unmöglich, über die Runden zu kommen, und alle Beteiligten, einschließlich lokaler Eigentümer*innen, internationaler Einzelhandelsmarken und anderer Profiteur*innen der Lieferkette, sollten einen humanen und verständnisvollen Ansatz wählen, um das Leben der Arbeiter*innen zu schützen, die die Bekleidungsindustrie antreiben. Bangladesch ist der zweitgrößte Bekleidungslieferant der Welt, und große Marken wie Adidas, Gap, Calvin Klein, H&M, Giorgio Armani, Ralph Lauren, Hugo Boss, Nike und Tommy Hilfiger lassen dort ihre Produkte herstellen. Trotzdem erhalten die Arbeiter*innen in Bangladesch die niedrigsten Löhne im weltweiten Vergleich. Seit fast drei Jahren stellen die Arbeiter*innen Forderungen an die Regierung, und nun setzen sie sich aktiv für eine Erhöhung ihrer Löhne ein. Die jüngsten Proteste für einen höheren Mindestlohn begannen am 23. Oktober, als bekannt wurde, dass der Lohn ab Dezember nur auf 10.400 BDT (ca. 85 EUR) pro Monat steigen würde. Wie in der Vergangenheit führten die Proteste zu Konfrontationen mit der Polizei und Hooligans, die der Regierungspartei nahestehen.
In drei verschiedenen Industriegebieten geht die Polizei mit Gewalt gegen umfangreiche Arbeiter*innenproteste vor. Sie verhaftet Hunderte von Arbeiter*innen und erhebt falsche Anschuldigungen gegen Tausende von Arbeitnehmer*innen, darunter auch Gewerkschaftsführer*innen. Bislang wurden mindestens fünf Arbeiter*innen durch die Folter der Polizei und der Hooligans der Regierungspartei getötet. Einer von ihnen, Rasel Hawladar, wurde am 30. Oktober durch einen Schuss aus nächster Nähe getötet. Ein Arbeiter namens Imran kam am selben Tag bei einem Brand ums Leben. Die Proteste haben sich inzwischen auf verschiedene Industriegebiete ausgeweitet, und Gewalt und Unterdrückung gehen weiter. Die Arbeiter*innen sind in den Streik getreten und haben die Arbeit in den Fabriken niedergelegt. Da sie nicht in der Lage sind, sie zur Rückkehr an ihren Arbeitsplatz zu zwingen, suchen die Fabrikbesitzer*innen nun das Gespräch mit den Arbeitnehmervertreter*innen, darunter auch mit den Vertreter*innen der GWTU. Währenddessen hat die Regierung am 8. November eine höhere Anhebung des Mindestlohns auf 12.500 BDT (ca. 100 EUR) für die Arbeiter*innen vorgeschlagen. Die Beschäftigten lehnten den Vorschlag ab und kündigten an, die Bewegung fortzusetzen. Die Arbeiter*innen weigern sich, mit dem vorgeschlagenen Mindestlohn an die Arbeit zurückzukehren. Als Reaktion darauf drohen die Regierungspartei und die Fabrikbesitzer*innen gemeinsam den örtlichen Gewerkschaftsführer*innen und deuten an, dass sie verhaftet und inhaftiert werden könnten, falls der Streik fortgesetzt wird. Am 8. November schoss die Polizei erneut auf eine Arbeiter*innenkundgebung und tötete eine weitere Arbeiterin, Anjuara Khatun.
Einerseits befindet sich die Regierung in Gesprächen mit dem GWTUC. Andererseits werden verschiedene falsche Anschuldigungen gegen die Führungsspitze des GWTUC, einschließlich des Vizepräsidenten Joly Talukdar, des Generalsekretärs Sadekur Rahman Shamim und des stellvertretenden Generalsekretärs Monzur Moin, schnell verfolgt. Aufgrund der völligen Abhängigkeit der Justiz von der Regierung im gegenwärtigen Regierungssystem des Landes ruft der GWTUC die globale Gemeinschaft auf, sich gegen die ungerechte Inhaftierung führender Gewerkschaftsvertreter*innen für einen weiteren längeren Zeitraum zu stellen. Darüber hinaus fordert der GWTUC die Arbeiter*innenklasse Frankreichs auf, ihre Stimme zu erheben und gegen das Vorgehen der französischen Regierung zu protestieren, die der autokratischen Regierung Bangladeschs zu aggressiver Überwachungstechnologie verhilft, die auf barbarische Weise gegen Menschenrechtsaktivist*innen, Gewerkschafter*innen und die demokratische Bewegung eingesetzt wird. Die GWTUC ruft Menschen auf der ganzen Welt dazu auf, sich diesem Kampf anzuschließen.
Die Textilarbeiter*innen in Bangladesch fordern einen monatlichen Mindestlohn von 25.000 bangladeschischen Taka (ca. 205 EUR) und kämpfen gegen die Fabrikbesitzer*innen. Trotz verschiedener Grausamkeiten geht die Bewegung weiter. Wir rufen alle unsere verbündeten Gewerkschaften auf, sich mit der laufenden Bewegung der Arbeiter*innen in Bangladesch zu solidarisieren.
Arbeiter*innen der Welt, vereinigt euch!
Es lebe der Internationalismus und die Solidarität!
Danke
Maria Ferdawsi
Sekretär*in für internationale Angelegenheiten
Garment Workers‘ Trade Union Centre (GWTUC), Bangladesh